Umprägung eines Nummernschildes und Messe im Iglu: St.Franziskus
Author: Patrick // Category: AllgemeinesSamstag, 15.11.2008: Cantica Nova geht auf Tour! Treffen am Pfarrzentrum Wormersdorf und dann gemeinsame Anfahrt mir drei Autos nach Bonn zur wirklich schönen Kirche St.Franziskus in der Adolfstraße. Alles hätte glatt laufen können. Aber Cantica Nova mag keine Sachen, die glatt laufen. Der liebe Gott weiß das und schickt uns mildtätig eine spannende Einlage.
Abbiegen eines der Fahrzeuge nach links in die Heerstraße. Leider kann man nicht in der avisierten Richtung fahren. Also entscheidet sich der Fahrer nach Absprache, es in der entgegengesetzten Richtung zu versuchen. Um die Gegenrichtung zu fahren, fehlen nach vorne leider ein bis zwei Meter. Also zurücksetzen.
Zurücksetzen liegt Cantica Nova nicht. Cantica Nova will nach vorne. Cantica Nova singt vorne und wo Cantica Nova ist, da IST vorne! Lassen wir diesen Gedanken ruhig ein bisschen auf uns einwirken, bevor wir in das weitere Geschehen einsteigen. Zu dem Zeitpunkt, von dem wir reden ist nämlich der Beginn der Messe noch eine dreiviertel Stunde in der Zukunft.Genau der richtige Zeitrahmen, um sich mit den Örtlichkeiten vertraut zu machen, das Keyboard aufzubauen und sich einzusingen.
Nun soll es Menschen geben, die nicht das richtige Gefühl für vorne und hinten haben und gerade so einer steht da in einem Golf hinter uns. Es gibt einen dezenten Bums. Wir steigen aus.
An dem ansonsten unglaublich gewöhnlich aussehenden Golf ist an der Front eine stilistische Bereicherung in Form eines exakt am Äquator des Nummernschildes angebrachten, orginellen Knicks äußerlich erkennbar. Das Fahrzeug hat klar optisch gewonnen und hebt sich vom Heer der Serien-Golfs positiv ab. Nun wohnt aber offenbar Golf-Fahrern (genau übrigens wie IKEA-Kunden) eine sehr spezielle, biedere Ästetik inne, die eine solche, sehr lyrische und unplanmäßige Bereicherung nicht duldet. Würde man an Musik ähnliche Maßstäbe anlegen, wie an Autos, dann gäbe es keine Musik mehr, weil sie uninteressant würde. Wundern Sie sich jetzt bitte nicht, daß aus diesem VW-Golf genau ein solch unmusikalischer Golf-Fahrer entsteigt!
Was macht man in so einem Fall? Kein Problem: Man tauscht seine Versicherungdaten aus und fährt weiter. HaHa! Das wäre aber nur die Variante für denjenigen gewesen, der keinen Spaß versteht. Trotz der immer knapper werdenden Zeit besteht der Fahrer des Golf auf einen Polizei-Bericht und verkündet, er habe sie bereits gerufen. Ebenso gerufen hat er seine Verwandtschaft und Freunde, die in Abständen vorbeikommen und uns damit die ewig anmutende Wartezeit durch ihr zwischenspielartiges Auftauchen, Schulterklopfen beim Golf-Fahrer, weiteren Mutzusprechungen und wieder Wegfahren verkürzen.
Polizei kommt also. Die Polizisten sind in Anbetracht wichtigerer Dinge, die man in Bonn an einem Samstag Nachmittag zu leisten hat, alles andere als angetan und belehren den Golffahrer darüber, dass man bei einem Bagatellunfall einfach die Versicherungsdaten austauscht. Aus dem Funkgerät des Wagens ist auch zu hören, das es jetzt deutlich wichtigere Vorkommnisse gäbe, um die Streife sich jetzt kümmern könnte. Das allerdings kann den Mann nicht überzeugen. Er will auf Gedeih’ und Verderb’ nicht auf einen formellen Unfallbericht verzichten.
Die Zeit läuft weg und - was ich bisher verschwieg - einer der Insassen des Fahrzeugs ist ausgerechnet unser Chorleiter! Der aber würde jetzt dringend in der Kirche gebraucht, damit der Chor sich einsingen kann und die letzten Details geklärt werden können. Übrigens kann auch die Belehrung darüber den Kraftfahrer nicht umstimmen. Nochmals vergehen kostbare 15 Minuten mit überflüssigen Zetteln, einer Ordnungsstrafe für unseren Fahrer, formalen Belehrungen und anderem.
Am Ende des ganzen Zwischenfalls ist über eine halbe Stunde - die komplette Zeit zum Einsingen - Opfer eines Erbsenzählers mit Golf geworden.
Hetzen in die Kirche. St.Franziskus ist von etwa ovalem Grundriss. In der Kirche ist es kaum wärmer als draußen. Eine Art katholisches Iglu. Wir singen kurz zwei der Lieder an. Und schon beginnt die Messe. Es gibt eine Reihe Fehler bei Einsätzen. Aber wir sind fröhlich unsere Zeit statt mit schnödem Einsingen sinnvoller genutzt zu haben, um einem Golffahrer glücklich zu machen, der jetzt zufrieden mit einer Kerze und in seinem Wohnzimmer mit IKEA-Möbeln sitzt und seinen sehnlich erwünschten Polizeibericht anlächelt. Dabei hat er bestimmt einen kleinen, funkelnden Glücksstern im Auge. Dieser Glücksstern soll uns daran erinnern, daß die Adventszeit vor der Tür steht…